Samstag, 2. Februar 2013

Nichts hinzufügen, nichts wegnehmen

Achtsamkeit ist einfach wahrnehmen, was ist. Doch das ist gar nicht so einfach. Oft wollen wir etwas fühlen oder etwas erreichen. "Ich möchte mich entspannt fühlen." oder "Es soll sich gut anfühlen."

Wunschlos annehmen, was ist, ist eine hohe Kunst, die man üben und lernen muss. Das ist im Grunde etwas Wesentliches, was man durch Achtsamkeitsschulung lernt. Eine innere Haltung, die uns erst zu Sehenden macht, weil wir nicht mehr selektieren und ausfiltern, sondern weil wir das annehmen, was einfach ist.

Etwas hinzufügen wollen, was eigentlich nicht da ist, wir uns aber wünschen, ist das Eine. Das andere ist, etwas nicht spüren oder sehen zu wollen, was da ist. Weil es unangenehm ist, weil es nicht zu dem passt, was wir wollen. Auch hier gilt es, gleichmütig anzunehmen, was ist.

Achtsamkeit ist also die Haltung, alles anzunehmen, was ist. Ganz egal, ob uns das gefällt oder nicht. Das ist wahrer Gleichmut. Und große Herausforderung zugleich. Achtsamkeit führt damit zu einem klaren und unverfälschten Blick. Sie wirkt gegen unsere Tendenz, uns Illusionen hinzugeben, um uns die Welt so hinzubiegen, wie wir sie lieber hätten.

Oft lässt sich nicht sehen, was ist, weil man etwas Bestimmtes erwartet. Man schaut ständig mit der Erwartung zu etwas hin, wann es denn endlich so kommt, wie vorgestellt. Dabei übersieht man aber das, was einfach ist. Da hat man z.B. eine bestimmte Vorstellung, was in einer Meditation passieren muss und versucht, diesen Zustand zu erfahren. Aber in Wirklichkeit ist es ganz anders und man wartet vergeblich darauf, stattdessen versäumt man das, was ist.

Oder es ist so, dass man in Meditation eine bestimmte angenehme Erfahrung gemacht hat. Das wird dann zum Ziel der nächsten Meditation: Es muss doch wieder so werden, wie beim letzten mal. Das war doch so ein guter Zustand. Und schon will der Geist wieder etwas, doch Meditation ist eben nicht das Hinarbeiten zu einem bestimmten Gefühlszustand. Es geht immer nur um die bewusste Wahrnehmung des Augenblicks. Egal wie auch  immer der sein mag.

Achtsamkeit ist damit etwas, was sich nicht einmischt. Achtsamkeit bewertet auch nicht. Achtsamkeit ist daran interessiert, was ist. Was wirklich ist. Mehr nicht. 

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